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Lichtkultur

In unserer Gesellschaft hat die Kultur einen hohen Stellenwert. Ob Wohnkultur, Esskultur oder Freizeitkultur, jeweils wird versucht, von einem hohen Niveau, die Qualität noch zu toppen. Bei der Beleuchtung legen wir leider keinen hohen Qualitätsanspruch an den Tag. Die meisten Arbeits- und Bildungsstätten sind nach der minimal möglichen Lichtqualität ausgeführt. Für das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit aller Nutzer müssen wir eine Lichtkultur etablieren.

Besser beleuchten dank Lichtwissen

Gutes Licht bedeutet für uns emotional anregend, biologisch unterstützend, leistungsfördernd bzw. entspannend. In der Praxis finden wir vorwiegend diffuses Licht von Flächenleuchten bzw. LED-Bulbs. Dies liegt einerseits daran, dass das Wissen darüber fehlt, was gute Beleuchtung leisten kann und ist auch das Resultat einer nicht vorhanden Lichtkultur. Die Anforderungen und die Normen hinsichtlich Lichtqualität sind minimal und geben keine Gestaltungsanleitung vor. Wie kann nun Lichtplanung erfolgen, um das menschliche Wohlbefinden in allen Bereichen zu steigern?

Vorherrschende Beleuchtungslösungen

Vor allem im öffentlichen Raum geben wir uns mit nach unten strahlendem, diffusem Licht mit minimaler Farbwiedergabe zufrieden. Die Decke bleibt dunkel, was zu unangenehmer Blendung führt. Impulse, hier Verbesserungen durch einem beispielsweise erhöhten Indirektanteil, durch hohe Farbwiedergabe oder akzentuiertes Licht umzusetzen, werden aufgrund der Kosten oftmals abgelehnt. Die normgerechte Minimalanforderung zu erfüllen, führt weder zu einer anregenden, aktivierenden Lichtstimmung noch zu einer Wohlfühlatmosphäre. Darüber hinaus gibt es in der Praxis keine Kontrollen, ob die Mindestanforderungen für Blendbegrenzung, Beleuchtungsstärke und Farbwiedergabewerte überhaupt eingehalten werden.

Beispiele für Arbeitsplatzbeleuchtung

Den Minimalanforderungen entsprechende und häufig umgesetzte Beleuchtungsinstallation (gemäß EN 12464-1:2021).

Normgerechte, entsprechend der Kontextmodifikatoren um 1 Stufe der Beleuchtungsstärke-Skala erhöhte Beleuchtungsinstallation.

Normgerechte, entsprechend der Kontextmodifikatoren um 2 Stufen der Beleuchtungsstärke-Skala erhöhte Beleuchtungsinstallation, die für 32-jährige Beobachter melanopisch wirksam ist.

Lichtkultur als Benefit

Mit folgenden Lichtwissen möchten wir Möglichkeiten für eine bessere Lichtwirkung im Raum und damit für menschliches Wohlbefinden aufzeigen. Unternehmen, Behörden und Kontrollinstanzen von öffentlichen Bereichen empfehlen wir, neben Sicherheitsbeauftragten und Arbeitsmedizinern auch Lichtbeauftragte einzusetzen. Diese sollten die normativen Minimalanforderungen nicht nur kontrollieren können, sondern individuelle, z.B. altersspezifische, von der Sehleistung abhängige, Bedürfnisse erkennen und lichttechnische Verbesserungen empfehlen und deren Umsetzung begleiten. Lichtinstallationen zur Wand und Deckenaufhellung können auch nachträglich eingebaut werden, um eine melanopisch und emotional wirksame Lichtwirkung umzusetzen.

Welche Komponenten sind Bestandteil von Lichtkultur am Arbeitsplatz?

Tageslichtversorgung

Tageslicht bietet die höchste Lichtqualität und ist kostenlos. Schon bei Planungsbeginn des Gebäudes ist auf eine Tageslichtversorgung mit einem Tageslichtquotienten von >4 % an jedem Arbeitsplatz zu achten.

Indirektanteil und Akzentbeleuchtung

Eine gute Beleuchtungsanlage weist neben direkten, diffus nach unten strahlenden Grundlicht, einen hohen indirekten Lichtanteil von größer als 50 % auf. Für eine anregende Raumatmosphäre sind direkte, engstrahlende Lichtkomponenten für Pflanzen, Wände, Bilder etc. dringend notwendig. Sehr helle Wand- und Deckenflächen mit > 300lx, oder im idealen Fall mit ~900lx lassen den Raum größer erscheinen und wirken stimmungsaufhellend.

Farbwiedergabe

Farben wirken auf unsere Stimmung, daher ist eine Lichtqualität mit einer Farbwiedergabe von R_a>90 empfehlenswert. Im idealen Fall wählt man Vollspektrum LEDs mit R_a>97. Vollspektrum mit R_a>97 verfügt über einen gesättigten Cyan-Bereich, der für die circadiane Taktung ausschlaggebend ist.

Dynamische Lichtverläufe

Licht wirkt erheblich auf die Stimmung – darum ist es so wichtig, dass es sich dem natürlichen Tageslicht und der Uhrzeit anpasst. Das unterstützt uns bei der Orientierung im Tag und trägt zum Wohlbefinden bei.

Lichtfarbe im öffentlichen Bereich

Wir empfehlen, einen Arbeitsbeginn vor Sonnenaufgang mit einer Farbtemperatur von 2700 K zu unterstützen. Bis gegen 9:00 sollte die Farbtemperatur auf 4800 K gesteigert werden (haben Nutzerpräferenzen bestätigt). Von 15:00 bis 20:00 kann dann die Farbtemperatur wieder auf 2700 K abgesenkt werden.

Lichtfarbe im privaten Bereich

Tagsüber sind private Bereiche oft ausreichend mit Tageslicht versorgt. Zum Arbeiten und Kochen eignet sich eine Lichtfarbe von 3000 K. Wenn die Sonne untergegangen ist, macht eine Verschiebung der Farbtemperatur, bis zum Schlafengehen auf 2000 K Sinn.

Empfehlung beim Arbeiten/Kochen = 3000 K

Empfehlung beim Abendessen = 2700 K

Empfehlung zum Entspannen 2400 K – 1800 K

Idealerweise stattet man Aufenthaltsbereiche für eine stets passende Atmosphäre mit dimmbaren und farbveränderlichen Leuchtmitteln aus. Im Handel bekannt als Dim-To-Warm oder Colour-Warm-Dimming bzw. Tuneable White-Leuchten.

Integrative Lichtplanung

Die folgende Grafiken zeigen ausgewählte Lichtqualitäten und dazugehörige Qualitätsstufen auf, die zu einer hochwertigen Beleuchtungslösung beitragen. Von einer fahlen, konturlosen Lichtwirkung hin zu einer lebendigen, kontrastreichen, aktivierenden und motivierenden Lichtwirkung.