Arztpraxen vereinbaren die menschliche mit der medizinischen Komponente: Einerseits geht es darum, ein Ambiente zu schaffen, in dem sich Patienten gut aufgehoben fühlen und beruhigen, andererseits steht ärztliche Präzision bei der Diagnosestellung im Vordergrund. Die Lösung sind separate, bedarfsgerechte Zugänge in der Beleuchtungsplanung.
Das Licht im Warteraum soll entspannend wirken, während am Empfangstresen, der auch einen Arbeitsplatz darstellt, stärkere Ausleuchtung und gute Entblendung gefordert sind. Spezielle Praxisleuchten gewährleisten normgerechte Helligkeit im ärztlichen Behandlungsraum.
Sei es die Anmeldung am Empfang, der Wartebereich oder das Patientengespräch im Behandlungszimmer: In Arztpraxen sind verschiedene, spezifische Lichtlösungen gefragt. Der Empfang ist die Visitenkarte einer Arztpraxis und erste Anlaufstelle für PatientInnen. Er sollte hell und freundlich ausgeleuchtet sein und PatientInnen Orientierung bieten. Separate Akzentbeleuchtung kann den Empfangsbereich zusätzlich betonen und Besucher durch die Praxis führen.
MitarbeiterInnen wiederum verbringen viele Stunden am Computer, weshalb auf eine ergonomische, normgerechte Gestaltung der Bildschirmarbeitsplätze geachtet werden muss. Ein UGR-Wert von maximal 19 gewährleistet eine moderate Direktblendung. Generell empfiehlt sich eine höhere Beleuchtungsstärke über dem Arbeitstisch. Das schafft nicht nur gute Sichtverhältnisse, sondern eine optische Trennung zwischen Empfang, Eingangs- und Wartebereich. Vor allem ist der Empfang ein Bereich der Kommunikation, umso wichtiger ist eine Atmosphäre des Vertrauens und der Sicherheit.
Die zylindrische Beleuchtungsstärke sollte zumindest 150 - 300 Lux auf Höhe der Augen betragen. Dies lässt sich durch Pendelleuchten oberhalb des Tresens bzw. durch indirektes Licht von Wand oder Decke realisieren. Für eine gute Kommunikation ist das Verhältnis von zylindrischer zu horizontaler Beleuchtungsstärke zwischen 0,3 und 0,6 in der Beleuchtungsnorm definiert. Dieser Modelling-Indikator gibt an, wie gut Gesicht und Mimik erkennbar sind, was entscheidenden Einfluss auf unsere Interaktionen hat. Im Wartebereich kommt der Beleuchtung eine beruhigende Aufgabe zu. Laut EN 12464-1 muss eine Grundhelligkeit von 200 - 300 Lux vorhanden sein. Damit PatientInnen auch beim Lesen oder Ausfüllen von Fragebögen ausreichend Licht zur Verfügung steht, wird allerdings eine deutlich höhere Beleuchtungsstärke empfohlen. Warmtoniges Licht im Wartebereich wirkt entspannend, senkt das Stresslevel und vermittelt Geborgenheit.
In ärztlichen Sprechzimmern sind zumindest 500 - 750 Lux gefordert, in den Behandlungsräumen sind es 1000 - 1500 Lux auf den Untersuchungsflächen – abhängig von der medizinischen Fachrichtung. Wichtig ist die Verwendung gut entblendeter Praxis-Leuchten, damit PatientInnen im Liegen nicht von oben geblendet werden. Ein hoher Indirektlichtanteil verbessert den UGR-Wert und verringert den Kontrast zur Lichtaustrittsfläche.
In der Zahnarztpraxis arbeitet man meist mit drei Lichtzonen. Im Patientenbereich zur Behandlung ist eine Beleuchtungsstärke von 1000 Lux festgelegt (gemäß EN 12464-1), während für die Allgemeinbeleuchtung im Behandlungsumfeld 500 Lux ausreichend sind. Für die Ausleuchtung des Operationsbereiches kommen spezielle Leuchten zum Einsatz, die punktuell 5000 – 10000 Lux bereitstellen. Der Anspruch an die Farbwiedergabequalität ist in einer zahnärztlichen Praxis besonders hoch: Bei kosmetischen Korrekturen oder beim Abgleich künstlicher dritter mit den eigenen Zähnen können schon minimale Farbunterschiede zwischen Zähnen das ästhetische Gesamtbild beeinträchtigen.
Daher braucht es hier im ganzen Raum eine neutral- oder tageslichtweiße Ausleuchtung durch hochwertige LED-Leuchten. Diese erreichen Ra-Werte von bis zu 98 – für ein nahezu farbechtes Ergebnis. Oberhalb der Untersuchungsliege ist eine beidseitig seitliche oder umlaufend rechteckig-quadratische Leuchtenanfordnung vorzusehen. Dadurch werden PatientInnen im Liegen nicht geblendet. Vollspektrum-LEDs schaffen durch ihre hohe Farbtreue außerordentlich natürliche Arbeits- und medizinische Bewertungsbedingungen.
