Wie harmonieren Tageslicht und moderne Lichttechnik in historischen Gemäuern? Welche Grenzen des Beleuchtbaren gibt es im Kontext der Kunst? Antworten finden sich im neuinszenierten Nationalmuseum Stockholm.
Als Tageslichtmuseum entwarf Friedrich August Stüler 1866 das Gebäude. Im Rahmen der Renovierung machten sich Wingårdhs Architects und Kardorff Ingenieure Lichtplanung daran, diese Potenziale wieder wachzuküssen. „Das Besondere an einem Tageslichtmuseum ist nicht nur das Licht“, sagt Gabriele von Kardorff, Geschäftsführerin von Kardorff Ingenieure. „Es gibt auch den Blick auf die historische Umgebung frei, während man sich mit den Schätzen des Landes in einem Raum befindet.“
Durch Fenster und Glasdächer fällt jetzt wieder natürliches Licht in einige Ausstellungsräume. Je nach Tages- oder Jahreszeit verändert die Lichtstimmung draußen das Empfinden des Besuchers im Museum. Die wichtigste Aufgabe des Kunstlichtes ist es, Objekte immer so auszuleuchten, dass sie Kontur erlangen.
Für die besonderen Anforderungen entschied sich das Museum für den XAL-Strahler „PABLO“. PABLO Picassos intensive Farbgebung ist berühmt. Der Strahler folgt seinem Beispiel und beleuchtet die Originalkunstwerke mit einem Farbwiedergabeindex von 92 nahezu farbecht. In Kombination mit den intensiven Raumfarben hinterlässt „PABLO“ bei den Besuchern einen prägenden Eindruck. Darüber hinaus verbindet die Beleuchtung Kunst und Architektur: durch Lichtschienen, deren dreh- und schwenkbare „PABLO“- Spots sowohl auf die Werke als auch in die pittoresken Kuppeldecken gerichtet sind.
Wie unter freiem Himmel bewegen sich Besucher durch den Skulpturen-Innenhof. Wingardhs entwarfen ein spektakuläres Glasdach und schufen ein Atrium als Ausstellungs- bzw. Veranstaltungsfläche. Nur: Wie soll dieses tageslichtdurchflutete und besonders hohe Atrium optimal illuminiert werden? Kardorff Ingenieure entwickelten gemeinsam mit XAL-Experten Sonderleuchten, die nicht nur über flexible Spots und austauschbare Optiken verfügen, sondern das Atrium aus knapp elf Metern Höhe beleuchten. Damit Geometrie und Farbe mit der umgebenden Architektur harmonieren, wurden die Leuchten mit einer Spezialfarbe pulverbeschichtet. Die minimalistische Montage hält den Eingriff am historischen Gemäuer so gering wie möglich. Das Ergebnis: ein mythisches Ambiente, das nicht auf die Vorzüge moderner Technik verzichten muss.
Gabriele von Kardorff führt gemeinsam mit ihrem Mann Volker von Kardorff das Berliner Lichtplanungsbüro, das 1997 gegründet wurde. Ihre Verbindung zur Friedrich August Stüler begann bereits mit dem Wiederaufbau des Neuen Museums in Berlin. Ihre größte Inspirationsquelle? „Dinge bewusst zu sehen.“ Die bisher schönste Lichtstimmung begegnete ihr im Stockholmer Schärengarten, als die Sonne zwischen den tausenden kleinen Inseln unterging.